Kennst Du das?
Es ist Montagmorgen und Du triffst eine andere Mama in der Kita, bei der Krabbelgruppe, beim Spazieren oder Einkaufen. Sie fragt Dich wie Euer Wochenende war und ob Ihr etwas Schönes unternommen habt.
Du spürst, dass es Dir unangenehm wird, denn Du hast nicht viel zu berichten. Keine tollen Ausflüge, Unternehmungen oder Ereignisse. Du antwortest, dass Euer Wochenende eher ruhig war und entspannt und hoffst damit sei das Thema erledigt. Die andere Mama freut sich für Dich und kommentiert, dass so ein entspanntes Wochenende ja auch mal ganz schoen ist und berichtet Dir von Ihrem (ich geb Dir jetzt hier kein Beispiel – Du kennst sicher eine Mama und Ihre Stories, die Du hier einfügen kannst).
Du merkst wie es Dir zunehmen peinlich wird, denn Euer ruhiges Wochenende ist kein Einzelfall, der „mal ganz schön ist“, sondern eher Standard und eigentlich hättest Du auch viel lieber etwas aktiveres gemacht, mit einem tollen Ausflug oder einem schönen Erlebnis als Familie.
- Du fragst Dich, warum es Dir nicht gelungen ist?
- Warum macht Ihr keine schönen Unternehmungen als Paar mit den Kindern
- Warum machen andere das ständig?
Und insgeheim kennst Du die Antwort, denn Du bist so damit beschäftigt es den Kindern Recht zu machen und eine gute Mama zu sein mitsamt kochen, putzen, rechtzeitiger Mittagsschlaf etc., dass für Ausflüge keine Zeit mehr bleibt. 🤷♀️
Wir entscheiden heute oft spontan auf was wir und die Kids Lust haben. Kümmern uns nicht darum ob wir spät gefrühstückt haben und es bereits 11 Uhr ist wenn wir loskommen. Früher hätte ich besorgt auf die Uhr geschaut und mit mir gehadert, ob es nicht eh schon zu spät ist, denn um 12 Uhr soll es ja Mittagessen geben. Im Zweifelsfall wären wir nur kurz in den Garten raus mit den Zwergen um dann pünktlich essen zu können, auch wenn eigentlich der Hunger noch gar nicht so groß war. Mein Mann hätte gesagt, dass es doch egal ist, ob es eine halbe oder Stunde später wird, doch in mir tickte irgendwie diese innere Uhr, die meine Eltern und Großeltern mir eingepflanzt hatten: Um 12 Uhr gibt‘s Mittag! Unterschwellig schwang dann immer mit, wenn es doch mal nach 12 Uhr ist, bist Du eine schlechte Hausfrau und Mama, führst ein Lotterleben und bist generell schlecht organisiert. Ich habe oft Diskussionen mit meinem Mann geführt und mich dabei beobachtet wie ich dieses 12 Uhr Ding verteidige, bis mir aufgefallen ist, dass am Ende ich diejenige war, die sich am meisten geärgert hatte, wenn wir nichts Tolles unternommen haben. Und zwar über mich selbst und meine mangelnde Flexibilität. Irgendwann hab ich mich so geärgert, dass ich irgendwie nicht aus meiner Haut konnte und so mir, meinem Mann und den Kindern den ganzen Tag versaute, dass ich drüber lachen musste. Das Ganze war so absurd, dass es schon wieder lächerlich war. Seit diesem Tag lasse ich locker. Ich habe verstanden, dass mir dieses 12 Uhr Mittagsritual über so viele Jahre eingetrichtert wurde, ich es aber nicht weiterführen muss. Ganz im Gegenteil, ich höre darauf wann die Kinder Hunger haben, genieße die Zeit viel intensiver ohne an die Uhr gebunden zu sein und bin trotzdem eine gute Mama. Vielleicht bin ich sogar eine bessere Mama und Partnerin als vorher, denn ich bin nicht mehr so verbissen auf geregelte Tagesabläufe und Mahlzeiten, bin lockerer, zufrieden mit mir und meinem Familienleben und gehe flexibel auf die Bedürfnisse meiner Kinder, die meines Mannes und vor allem meine eigenen ein. Heute beraten wir bei einem faulenzer Frühstück was wir Schönes unternehmen könnten, gehen Skifahren und Rodeln, fahren an den See oder zu schönen Orten, wo wir uns spontan auch eine Kleinigkeit zu Essen kaufen können oder die Notsemmel in der Handtasche herhalten muss. Wir ziehen los, auch wenn es bereits kurz vorm Mittagsschlaf unserer Kleinen ist, nehmen den Kinderwagen mit und lassen sie unterwegs schlafen. Erst gestern habe ich wieder erlebt wie wunderschön diese Flexibilität ist. Wir hatten Besuch von einem lieben Freund und seinem Sohn und sind nach einem späten Frühstück erst um halb 1 hinausgegangen. Kurz vor einer unsere Lieblingsalmen meinten die beiden kleinen Jungs sie hätten großen Hunger, also sind wir eingekehrt, haben dort essen und spielen können und die Sonne genießen. Hannah ist auf dem Weg eingeschlafen und hat das Mittagessen glatt verschlafen. Als sie nach fast 2 Stunden wieder aufgewacht ist, hat sie Ihren Räuberteller aufgemampft und war richtig gut gelaunt, ausgeschlafen und satt. Alle waren happy und zufrieden und genau das bestätigt meine Entscheidung locker zu lassen und mich in Situationen hinein zu entspannen immer wieder und wir werden von Woche zu Woche mutiger mit unserer flexiblen Planung 😊
Jetzt mal Hand aufs Herz! Wie sehr ärgerst Du dich manchmal immer noch über dich selbst und das strikte einhalten von Schlaf- und Essenszeiten. Darüber, dass Du oft einfach nicht aus Deiner Haut kannst, weil Du eben eine gute Mama sein willst, die Ihren Kindern Punkt 12 ein nahrhaftes Mittagessen serviert und die Zwerge dann schleunigst ins abgedunkelte Kinderzimmer zum Mittagsschlaf bringt? Wenn sie dann schlafen nutzt Du die Zeit zum putzen und aufräumen und wartest, bis alle wieder wach sind, gevespert haben und ihr dann endlich etwas unternehmen könnt. Zwischendurch bist Du genervt davon, wenn Dein Partner mal wieder meint, Du solltest Dich etwas locker machen und es wäre nicht so schlimm wenn Euer Zwerg auch mal im Auto unterwegs schläft. Dein Partner ist genervt von diesem starren Ritual und während Du den Mittagsschlaf verputzt ist er schon einmal los, zu Freunden, geht Sport machen, erledigt etwas von seiner To-Do-Liste oder entspannt sich ganz einfach, denn er will keine anderthalb oder zwei Stunden warten bis die Kleinen wieder wach sind und es dann endlich irgendwann losgehen kann. Er fragt Dich vielleicht noch ob es OK ist, wenn er geht und Du meinst nur „Ja, ja, geh ruhig“. Allerdings mit einem Unterton, der schreit „Nee, ist nicht in Ordnung!“, doch den hört Dein Partner nicht. 😡
Wenn Du ganz ehrlich mit Dir bist, wie oft wirst Du zickig und argumentierst zurück, obwohl Du Dir insgeheim wünschst Du könntest lockerer sein, genauso wie die anderen Mamas, die immer von Ihren tollen Wochenenden berichten. Gib gern einmal ein Handzeichen in die Kommentare wenn Du Dich gerade ertappt gefühlt hast.
Weißt Du was das beruhigende ist? Du bist nicht allein damit, denn es geht uns allen zeitweilig so und es ist ein Prozess, die Dinge anders zu tun, als wir es aus dem eigenen Elternhaus gelernt haben. Über den eigenen Schatten, mit all seinen Glaubenssätzen, Erziehungs Grundregeln und der Angst – was werden die anderen Denken, zu springen, bedarf etwas Übung, doch Du schaffst das.
Du musst es aber wollen. Bist Du happy damit wie es gerade läuft und möchtest eigentlich gar nichts ändern, dann Daumen hoch – alles prima. Wenn Du Dich aber ein kleinwenig ertappt gefühlt hast, dann höre auf diesen inneren Impuls. Horch einmal tief in Dich hinein, was Du eigentlich möchtest und was Dich zurückhält. Gerne unterstütze ich Dich dabei und gebe Dir meinen Erfahrungsbericht mit auf den Weg, wie Du aus diesem Hamsterrad herauskommst. Die nächste Masterclass, in der wir auch dieses Thema neben liebevoller Kommunikation mit dem Partner, Zweisamkeit & Intimität als Eltern, Konfliktprävention, Deinen Träumen und Wünschen für Deine Partnerschaft und Familie bearbeiten, beginnt am 23.März.
Wenn Du aktiv etwas ändern möchtest, dann sprich mich an. Schreib in die Kommentare „Info bitte“ wenn Du mehr erfahren willst oder schreib mir eine Mail an mail@babykrise.com wenn Du eine ganz konkrete Frage hast, die Du nur ungern hier in die Kommentare schreiben magst. Ich freu mich auf Dich.
Ich hoffe Dir gefallen meine Beiträge und Du kannst für Dich und Deine Situationen ein paar Impulse mitnehmen. Ich würde mich sehr freuen wenn Du mich und meinen Blog Deinen Freundinnen und Bekannten weiterempfiehlst. Je mehr Menschen von der Thematik wissen und je mehr wir einander erzählen, zuhören und uns unterstützen, desto leichter wird es für uns alle, uns den HerausfÖrderungen des 1. Babys zu stellen.
Vertrau Dir – Du bist großartig!
Deine Claudia
[Photo by Claudia Schmal]